Romani Rose war heute in der KGS Rastede zu Gast. Er rief dazu auf, sich gemeinsam für Demokratie einzusetzen.
Von Britta Lübbers
„Niemand ist ein Zigeuner“, so steht es auf dem Plakat über der Bühne. Darunter sitzt Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, und beantwortet Fragen. Nein, sagt er, er fühle sich nicht beleidigt, wenn jemand ihn Zigeuner nennt. „Die meisten Menschen benutzen das Wort nicht böswillig.“ Zugleich stellt er aber klar, dass der Begriff eine Fremdzuschreibung ist. Die korrekte Bezeichnung laute Sinti und Roma, das habe sowohl die internationale Politik, als z.B. auch der Vatikan anerkannt.
Romani Rose, der dafür bekannt ist, sich vehement und streitbar gegen jede Form von Rassismus zu positionieren, tritt an diesem Morgen moderat, ja sanft auf. Die AG „Für den Frieden“ hat ihren Schulpaten eingeladen, Musik macht die Gruppe Sinti-Swing aus Oldenburg. Gestaltet wird der Vormittag von den Schülerinnen und Schülern, sie eröffnen auch das Gespräch. Zuvor hatten sie in unterschiedlichen Statements die schwierige Lage der Roma in Osteuropa geschildert. Auch in Westeuropa werden Sinti und Roma diskriminiert. Romani Rose zitiert eine Untersuchung, nach der rund 40 Prozent der Bundesbürger keine Sinti als Nachbarn wünschen. „Dabei wissen sie oft gar nicht, dass sie bereits neben ihnen wohnen, weil viele Sinti und Roma aus Angst vor Ausgrenzung diesen Teil ihrer Identität verschweigen.“
Romani Rose, der 1946 in Heidelberg geboren wurde, ist seit 1982 Vorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland. „Ich bin im Schatten des Holocaust großgeworden“, sagt er, als er sich den Gästen in der vollbesetzten Aula vorstellt. Sein Großvater wurde in Auschwitz, seine Großmutter in Ravensbrück ermordet. „Wir Nachgeborenen wollen uns aber nicht mehr als Opfer begreifen, und wir wollen auch keine Schuld an die junge Generation weiterreichen“, richtet er den Blick nach vorn. Wichtig sei, dass man sich gemeinsam für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einsetze.
Die Situation der Roma in den Balkanländern bezeichnet Romani Rose als von Perspektivlosigkeit und Benachteiligung geprägt. „Unsere Aufgabe ist es, mit den Ländern ins Gespräch zu kommen, um dort die Lebensbedingungen für die Roma zu verbessern.“ Die Situation in Westeuropa sei eine deutlich andere, unterstrich Rose, auch wenn es hier ebenfalls Diskriminierung gibt. „Der Antiziganismus ist tief in der europäischen Geschichte verankert. Er war keine Erfindung der Nationalsozialisten, sie mussten die Vorurteile nur aufgreifen.“
Rose machte auch deutlich, dass Sinti und Roma durchaus nicht entwurzelt sind. „Unsere Heimat ist dort, wo wir leben.“ Auf Deutschland treffe dies seit rund 600 Jahren zu. Und auch die „typische Sinti-Kultur“ relativierte Romani Rose. „Klar, wir haben eine eigene Kultur, aber wir hören nicht den ganzen Tag Django Rheinhardt. Es ist leider kaum bekannt, welchen großen Einfluss die Roma z.B. auf die wichtigen Strömungen der europäischen Klassik haben.“
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