Finanzielle Unterstützung für die Bewirtschaftung eines Tierheims im Ammerland sichert nur Westerstede zu. Alle anderen Gemeinden winken ab. Der Tierschutzverein sieht immer noch Notwendigkeit für die Einrichtung und hofft auf ein Umdenken.
Von Kathrin Janout
„Wenn wir in den nächsten drei bis vier Monaten keine Entscheidung treffen, ist das Geld weg“, betonen Renate Merkel und Harald Beckersjürgen vom Tierschutzverein Ammerland. Wie berichtet, hatte der Verein den sechs Ammerland-Gemeinden Pläne für den Bau eines Tierheims vorgelegt und um Unterstützung bei der Unterhaltung gebeten. Aus einer Erbschaft, die dem Tierschutz zugutekommen soll, könnten die Investitionskosten von 350 000 bis 400 000 Euro komplett bestritten werden. Es fehlt der Betrag für den jährlichen Unterhalt. Insgesamt 120 000 Euro wären dafür aufzuwenden, 20 000 Euro pro Gemeinde. Doch der Antrag auf Beteiligung wurde überall abgelehnt. Das Thema sei nur in den Verwaltungsausschüssen besprochen worden, also unter Ausschluss der Öffentlichkeit, beklagten die Tierschützer bei einem Informationsabend in der Schützenhalle, zu dem die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Rastede eingeladen hatte.
Nur Westerstede beriet öffentlich – und änderte schließlich doch noch die Meinung: Die Stadt plant 20 000 Euro als finanzielle Beteiligung an den laufenden Kosten bei der Bewirtschaftung eines Tierheims im Haushaltsplan 2016 ein. „Wir hoffen nun auf eine Sogwirkung“, sagen Merkel und Beckersjürgen.
Schließlich sei der Tierschutz eine kommunale Pflichtaufgabe. Doch wie wollen die Gemeinden dieser Pflicht in Zukunft nachkommen? Das Tierheim in Oldenburg sei überfüllt, private Aufnahmestellen gebe es zu wenig. „Da kann ich nur eins sagen“, so Beckersjürgen. „Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, eine Katze aufzunehmen, stellen sie sie dem Bürgermeister vor die Tür! Dann muss sich die Gemeinde kümmern.“ Auch Renate Merkel hat eine deutliche Meinung zu dem Thema. „Die Kommunen rechnen mit dem Mitleid der Tierschützer“, glaubt sie. „Wir lassen sie ja nicht auflaufen, weil uns die Tiere leidtun. Eigentlich sollten wir das lassen.“
237 Fundtiere gab es im vergangenen Jahr, darunter 224 Katzen, drei Hunde, acht Kaninchen und zwei Vögel. 127 streunende Katzen wurden kastriert. Es stimme übrigens nicht, dass ein Tier als aufgenommen gelte, nur weil man es gefüttert habe, stellt Merkel auf Nachfrage einer Besucherin klar. „Füttern ist Fürsorgepflicht.“
Diesen Artikel drucken