Die Sozialstation an der Südender Straße soll um eine Tagespflege erweitert werden. Harsche Kritik gibt es von der benachbarten Kinderkrippe Bagira, denn sie müsste auf einen Teil der Spielfläche verzichten. Bereits am Freitag hatten Eltern ihren Unmut über die Pläne mit einer Demo vor dem Rathaus deutlich gemacht.
Von Britta Lübbers
Krippenleiterin Petra Lange hatte heute Fraktionsvertreter zum Gespräch auf das Gelände gebeten. Vorbei ging es an den im Wind wehenden Flatterbändern, die die künftigen Gebäudegrenzen markieren. „Wir sind nicht gegen eine Tagespflege, aber wir sind enttäuscht, dass niemand das Gespräch mit uns gesucht hat“, sagte Lange zur Begrüßung.
Die Sozialstation Ammerland Wesermarsch GmbH ist Betreiber der Sozialstation an der Südender Straße, zu den Gesellschaftern gehört auch die Gemeinde Rastede. In Kooperation mit dem AWO-Bezirksverband Weser-Ems betreibt der Verbund die SAWO Tagespflege GmbH, die bereits eine Tagespflege in Nordenham unterhält. Jetzt soll ein entsprechendes Angebot auch in Rastede eingerichtet werden. Geschäftsführer Olaf Loose rührt seit Jahren die Werbetrommel für das Projekt, das die Angehörigen von Pflegebedürftigen entlastet. Die Nachfrage sei groß, sagt Loose. „Aus Sicht der Verwaltung ist der Standort an der Südender Straße am besten geeignet, wir brauchen die Anbindung an die Sozialstation“, erklärt Gemeindesprecher Ralf Kobbe auf Nachfrage. Das zu bebauende Gelände will die Gemeinde an einen Investor verkaufen. Diskutiert wird das Vorhaben im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung am 24. Juli in Delfshausen.
Petra Lange schilderte, sie sei in der vergangenen Woche vom Ersten Gemeinderat Günther Henkel über die Pläne in Kenntnis gesetzt worden, und ärgerte sich, dass weder sie noch ihr Team oder die Eltern vorab einbezogen wurden. „Warum diese Heimlichtuerei?“, frage Lange. „Wenn die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, wird der Kinderspielplatz zu einem unübersichtlichen Schlauch. Das macht die Aufsicht deutlich schwieriger.“
Thorsten Bohmann (CDU) wies darauf hin, dass Bagira auch nach Reduzierung des Spielgeländes immer noch mehr Fläche zur Verfügung stehen würde als allen anderen Kita-Einrichtungen der Gemeinde. Das bestätigt auch Ralf Kobbe. „Nach dem Bau der Tagespflege bleiben der Krippe noch annähernd 600 Quadratmeter Außenfläche. Das hat sonst keine Kita.“
„Wir haben sechs Varianten durchgespielt, diese ist die einzig praktikable“, unterstrich Hans-Dieter Röben (CDU).
Schwierig ist aus Sicht von Bagira auch die direkte Nähe zu Demenzerkrankten. „Was machen wir, wenn den Kindern Dinge oder Essen zugesteckt werden, die nicht gut für sie sind?“, fragte Lange.
Rüdiger Kramer (SPD) und Gerd Langhorst (Grüne) machten deutlich, dass ihre Fraktionen dem Vorhaben so nicht zustimmen werden. „Die Sozialstation um die Tagespflege zu erweitern ist richtig“, betonte Langhorst. „Aber die Pläne sind nicht zukunftsfähig.“ Er schlug vor, einen neuen Standort für die Krippe zu suchen, damit die Tagespflege bei steigendem Bedarf ausgebaut werden könne.
Sowohl Kramer als auch Langhorst sind der Ansicht, dass das Thema in einen öffentlichen Ausschuss gehört hätte. Auch Kai Küpperbusch (CDU) räumte ein, „dass in der Kommunikation Fehler gemacht wurden“.
Formalrechtlich sei alles korrekt gelaufen, sagt Ralf Kobbe. Grundstücksverkäufe würden nicht öffentlich verhandelt.
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