DISYGé ist eine Maschine aus Schrott-Teilen, die kleine Seitenhiebe auf Rastede verteilt. Am Wochenende fand die Ausstellungseröffnung „Stillstand gibt es nicht“ mit Kinetischen Objekten und Fotografien frei nach Jean Tinguely statt.
Von Ursula von Malleck
Dicht gedrängt stehen die Gäste im Foyer des Spille-Hauses. Heute soll hier ein einzigartiges Kunstwerk enthüllt werden. Etwas aufgeregt sind auch die drei Künstler Dieter Hagen, Gerold Windels und Sybille Tholen. Seit fast einem Jahr haben sie an einer Maschine aus Schrotteilen getüftelt, die sie nun der Öffentlichkeit präsentieren. Wird alles funktionieren? DISYGé nennen sie ihr Kunstwerk, der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen mit einem Hauch Französisch zusammen. Die Maschine ist eine Hommage an Jean Tinguely (1925-1991), den Schöpfer kinetischer Objekte, der mit seinen Werken das Statusdenken der bildenden Kunst sprengte.
Ästhetisch eindrucksvolle Schrott-Fotos zieren die Wände, Schrauben liegen auf Stehtischen verteilt, Rotwein fließt aus einem Koffer für Elektrowerkzeug mit Gartenscheren-Zapfhahn, auf der Treppe steht ein kurioser, aus alten Schubkarren gefertigter Stuhl mit Windrad. Durch die Plastikfolie in einer Ecke des Raumes kann man DISYGé erahnen, und es gibt eine weitere Konstruktion. „Beim gesamten Schaffensprozess war Tinguely im Geiste immer mit von der Partie“ lacht Gerold Windels vor der Enthüllung der ersten Maschine, dem Nachbau eines aus Draht gefertigten Frühwerkes Tinguelys: Voneinander unabhängig scheinende Rädchen in einem Rahmen, werden durch das Drehen einer Kurbel in Bewegung versetzt. Nun rückt alles nahe an den Plastikvorhang. Plötzlich gibt es einen Höllenlärm, Rauch steigt auf, Seifenblasen drängen in die Luft, während der Vorhang zur Seite gleitet. Da ist sie, DISYGé in all ihrer Schönheit und mit den vielen kleinen Seitenhieben auf Rastede: Das sich mit Glockengeläut drehende „Kuhkino“ als Statement zum „Kuhdorf Rastede“. Die „Geld-Vernichtungsmaschine“ mit der Griechenland-Rastede-Fahne auf einem Hammer, der emsig Toskana-Schotter zertrümmert, der wiederum verdächtig an die Rasteder Straßensanierung erinnert. Das Traktorenrennen auf den örtlichen Straßen, über dem ein Totenkopf schwebt. Ein Jockey hetzt im Schlosspark das letzte Arbeitspferd über die Rennbahn. Dazu gibt es Vogelfedern für die Wildtierauffangstation und einen Hexenkessel mit klapperndem Löffel für die Rasteder Gastronomie.
Den Gasflaschen-Transportwagen mit seinem verdrehten Rad, der die Basis der Konstruktion bildet, konnten die Künstler grade noch vor der Schrottpresse retteten. Als einziger Antrieb dient eine uralte Hilti-Bohrmaschine, deren Kraft auf Räder, Walzen und Getriebestangen übertragen wird.
Die verrückte Maschine ist noch bis zum 25. Juli im Spille-Haus zu sehen. Ein kleines Video zeigt sie in Betrieb.
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