Ein Lob dem SPÄTI
Ein Späti hat hier mal nichts mit der Deutschen Bahn zu tun. Verbreitet ist dieser Begriff in Berlin. Dort gibt es mehr als 900 davon. Ein junger Wissenschaftler hat sich mit den Spätis beschäftigt. Zuerst muss die Wissenschaft klären, wovon sie überhaupt sprechen will. Späti ist der Berliner Ausdruck für eine Spätverkaufsstelle oder etwas kürzer „Spätkauf“. In Frankfurt ist es das Wasserhäuschen, in Dortmund die Trinkhalle, bei uns der Kiosk. Doch ein Kiosk ist trotzdem noch nicht unbedingt ein Späti, weil ihm unter Umständen bestimmte Eigenschaften abgehen: eine durchschnittliche Ladenfläche von 38 Quadratmetern, in deren Mitte sich als zentrales Angebot die Bierkisten türmen, daneben Zigaretten, Gummibärchen, Schnaps, Klopapier, Zeitungen. Eine Ecke fürs Kaffetrinken. Wesentliches Merkmal sind die unendlich langen Öffnungszeiten.
Hallo, denkt Lupo, das kommt mir bekannt vor, so etwas haben wir bei uns auch, z.B. in der Anton-Günther-Straße, von 6 bis 23 Uhr geöffnet, selbst Heiligabend und Silvester. Brummt gut, der Laden. Für den brauchen wir keine Firma CIMA, die für 8000 Euro die Postleitzahlen der Einzelhandelskunden sammelt, um Kaufkraft-Ströme oder so ähnlich zu untersuchen. Warum? Weil die Inhaberin immer da ist und fast alle Kunden mit Namen kennt. Das weitere Warenangebot ist umwerfend. Zahnpasta, fettarmer Scheibenkäse, Crème fraîche, Wein und Sekt, im Sommer Grillfleisch – Sie wissen schon, was gemeint ist. Und Lupo-Futter auch. – Alles etwas teurer, wird aber als Dienstleistungs-Zuschlag gerne gezahlt.
Und, besonders wichtig: Backwaren. In Berlin wäre das ein lupenreiner „Back-Späti“ (neben den Kategorien „Klassischer Späti“ und „Tele-Späti“). Bäcker stehen ohnehin gerne früh auf. Einmal war er um 6 Uhr noch nicht da. Wenig später läutet’s an der Haustür, und die Inhaberin drückt Lupo sein Brötchen in die Pfote. Ausdruck der vorherrschenden sozialen Komponente.
Statt Blumen stehen links und rechts am Eingang feuerrote Plastikabfalltonnen von Langnese.
Je suis Späti.