Chronik

Ein Grund, stolz zu sein – Zur Geschichte der rasteder rundschau

[pullquote]Wir sind stolz darauf, Ihnen heute die erste Ausgabe der rasteder rundschau nach einer Vorbereitungszeit von einem halben Jahr präsentieren zu können.[/pullquote]

Geschrieben Ende November 1993 vom Begründer dieser Zeitung, Dr. Hellmut Strobel. Es ist fast ein bisschen erschreckend, wie die Zeit vergeht, aber auch ein Grund, stolz zu sein. Die Leserinnen und Leser haben unserem Projekt Recht gegeben. Die rasteder rundschau hat, das behaupten wir in aller Unbescheidenheit, an Beliebtheit gewonnen, und sie gehört mittlerweile zum Alltag vieler Mitbürger. Die Zeitung lebt von der Vielzahl und der Individualität ihrer Autoren und sie lebt von der Liebe, mit der sie gemacht wird.

Seien wir ehrlich: Mitunter mag es da etwas zuviel heile Welt geben, manchmal wünschte man sie sich ein wenig kritischer, und dann und wann ist man als Redakteur mit dem kleinen Format überhaupt nicht einverstanden, weil es die Gestaltungsmöglichkeiten sehr einengt, aber es macht natürlich auch die Handlichkeit des Produkts aus. Die rundschau ist im Laufe der Jahre bunter geworden im Vergleich zur „grauen Maus“ von 1993 und umfangreicher: Ausgabe Nr. 1 hatte 24 Seiten, heute dürfen es durchaus schon mal 72 Seiten sein – oder im Monat Dezember gleich zwei Ausgaben.

Heute läuft alles sehr viel professioneller als anfangs. Wie haben wir damals aufgeregt an den ersten 24 Seiten gepuzzelt, ein Spielchen, das man Umbruch nennt; zweieinhalb Tage lang. Heute geht das mit neuester Technik und höchster Konzentration für 72 Seiten in ein paar Stunden.

Was viele bestimmt nicht wissen: Die rasteder rundschau ist aus der „Palaitte“, einer Zeitung für Kultur in Rastede, hervorgegangen: Ganz kleiner Anfang, dann regelmäßige Erscheinungsweise – ein Periodikum also. Drei Jahre lang hatte die Plalaitte bereits Redaktionsräume in dem Haus neben dem ehemaligen Albertsschen Farben- und Teppichgeschäft; allerdings war alles noch ausgesprochen rustikal. Dann meldete sich im Frühjahr 1993 die Gemeinde und sagte, wir sollten doch eine Zeitung für die Allgemeinheit machen, es gebe da noch ein ungestilltes Informationsbedürfnis. Ein halbes Jahr lang hat ein Stab Begeisterter geplant: welches Papier, welches Format, welche Druckerei; wer schreibt, welche Erscheinungsweise, wer bezahlt, und das wichtigste: Woher kommt das Startkapital? Eine GmbH mit 20 Gesellschaftern entstand und brachte das Grundkapital. Schön und gut, aber welchen Namen sollte das Kind bekommen? Das war eigentlich das Spaßigste an der ganzen Sache; wohl mehr als hundert Vorschläge kamen, von „Donnerhall“, „Morgenröte“, „Meckerecke“ und „Kummerkasten“ kamen wir auf den eher soliden Titel „rasteder rundschau“. Dafür sollte er aber klein geschrieben werden. Die beiden „R“ als Anfangsbuchstaben bildeten früher einen Stabreim, heute heißt das Alliteration, ein Stilmittel, das von jedem mittelmäßigen Redakteur gerne in Schlagzeilen verwendet wird, als Beweis dafür, dass er das gut kennt, und weil es so originell ist.

Jedenfalls kam die erste Ausgabe endlich heraus. Die Konkurrenz blätterte sie mit spitzen Fingern durch, aus Angst, sich dreckig zu machen; man lächelte milde und gab dem neuen Blatt zwei bis drei Monate. Wir sagten damals schon, sie sollten die Hartnäckigkeit der Rasteder nicht unterschätzen. Dann gaben sie uns ganze zwei Jahre, danach blieben weitere Prognosen aus.

Gearbeitet wurde anfangs praktisch rund um die Uhr. An Wochenenden waren die Redaktionsräume stets besetzt, Weihnachten beschränkte sich auf Nachmittag und Abend des 24. Dezembers. Der Kaffee floss in Strömen, Rauchen war gewissermaßen Pflicht; man sah vom eigenen Schreibtisch die nächststehende Wand nicht mehr. Dann und wann öffnete jemand die Tür, trug die Luft raus und ließ frische herein.

Heute hat die Luft keinen Charakter mehr. Denn als die rundschau 1998 in die Oldenburger Straße 238 c umgezogen war, setzte ein Prozess der Verbürgerlichung ein, ganz vorsichtig zuerst, dann mit einem Schlag: Aus unserer Werkstatt wurde mit einemmal ein eher modernes Büro, wo man sich beim Eintreten ohne es zu wollen die Schuhe abputzt. Aschenbecher standen noch eine Zeitlang hier und dort herum, doch wehe, die wurden benutzt! Höchstens, um dort Bonbonpapier hineinzulegen.

Spaß beiseite! Alle haben mitgeholfen, aus der rasteder rundschau ein solides Produkt werden zu lassen. An das Unternehmen rundschau sind vom Geschäftsführer über die Redakteure, Anzeigenberater und Zeitungs-Austräger bis zu den Gesellschaftern etwa 65 Mitbürgerinnen und Mitbürger gebunden. Die rundschau hinterlässt ihre Spuren in der Rasteder Gemeinschaft.
Alles ist wichtig, das Anzeigengeschäft und das Austragen, das Saubermachen der Räume und die Gestaltung der Seiten. Am wichtigsten ist und bleibt das Schreiben. Man muss eine Leidenschaft haben dafür, anfallende Informationen sauber zum Leser zu transportieren, und eine Verantwortung unserer Sprache gegenüber.

Immerhin ist das Schreiben die intelligenteste Art der Unterhaltung – wer immer das gesagt hat.