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Puppengeschirr für die Caféhäuser der Welt

Heute wurde im Palais Rastede die Ausstellung „andererseits“ mit Objekten und Malerei von Eduard Schumacher eröffnet. Vor allem in seinen Materialcollagen, in denen die 68-Bewegung ebenso Thema ist wie Kasperle und Casanova, erweist sich der Künstler und Architekt als origineller Geschichtenerzähler.

Von Britta Lübbers

Was für Einfälle, welch eine Materialfülle, mit wie viel Hintersinn hier von Architektur und Kunstgeschichte erzählt wird, ohne auch nur einmal belehren zu wollen: Mit Eduard Schumacher hat der Kunst- und Kulturkreis Rastede einen ungewöhnlichen Weltinterpreten engagiert, an dessen Arbeiten wohl niemand ungerührt vorüber geht.

„Den 68ern“ heißt eine fast subversive Arbeit. Zu sehen ist ein Grab im Wald, dahinter zeigt sich ein See, wie Caspar David Friedrich ihn gemalt hätte. Ist das ein Abgesang auf die legendäre Studentenbewegung? „Ja, das kann man so sehen“, antwortet der Künstler auf Nachfrage. Und war er selbst ein 68er? „Ach, wer war schon ein 68er“, sagt er. Den Widerständlern von damals attestiert er aber, dass sie „durchaus Inhalte hatten und nicht nur Form“. Anders als zum Beispiel Walter Vogel. Vor einigen Jahren hat der Fotograf Vogel ein ästhetisch hochwertiges Buch über die großen Caféhäuser der Welt herausgegeben, aber Schumacher findet es affig. Der Band sei reine Attitüde. Schumacher hat die Motive herausgeschnitten und die Leerstellen mit winzigem Puppengeschirr gefüllt.

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Eduard Schumacher hat die herausgeschnittenen Leerstellen im Fotobuch über berühmte Cafés mit Porzellan-Miniaturen gefüllt und findet dies viel besser als das Original

Ob Barockengel oder Miniaturen vom Kölner Dom, ob Matchbox-Autos oder Spiegelscherben, ob Rahmen, Winkel oder Zollstöcke – Schumacher bringt zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammengehört. „Ich möchte, dass man sich darin verliert“, hat er einmal gesagt.

Eduard Schumacher, der von 1988 bis 2014 Architekturprofessor an der Fachhochschule Oldenburg war,  verfüge über eine ungewöhnlich große Bandbreite, von der freien Skulptur bis hin zum kleinen Interieur, sagt Dr. Irmtraud Rippel-Manß in ihrer Einführung zur Schau. „Das ist durchaus eine Herausforderung für unsere bildschirmmüden Augen.“ Der „Kleinkram“, den Schumacher auf Flohmärkten findet und verarbeitet, sei mit der Patina des Alltagslebens überzogen. Das gebe seinem Werk eine ganz eigene Ausstrahlung. Mit dem im Internetzeitalter verinnerlichten „Sehen und Abspeichern“ komme der Betrachter hier nicht weiter. Stattdessen werde er mit „dem Lob des Zweifels“ konfrontiert.

Abschließend machte Rippel-Manß auf ein Bild aufmerksam, dessen Botschaft sie aber sofort vernommen hat. „Nach dem Abendmahl“ zeigt die Reste der biblischen Tafel, die Jünger sind fort, der Tisch von Brotkrumen und Weinflecken übersät. Rippel-Manß schlussfolgert: „Hier muss aufgeräumt werden, weil das Chaos ausgebrochen ist.“

Lesen Sie die ausführliche Besprechung der Ausstellung in der nächsten rasteder rundschau